„Blaue Pferde'' in der Küche
Eröffnung der Kalender-Ausstellung im „studio 18"
Große Kunst und bunte Fotografien


AHLEN. (-ik) Rund 870 Kalender werden jährlich in der Bundesrepublik herausgegeben. Einen kleinen Überblick über die bunten Jahresgefährten will eine Kalenderausstellung geben, die am Mittwochabend im "studio 18" an der Hellstraße eröffnet wurde. Träger der Ausstellung ist der „club 64" in Gemeinschaft mit dem „studio 18". An der kleinen Eröffnungsfeier, die Clubleiter Gerd Dietz leitete, nahmen als Gäste Stadtdirektor Baldauf, Bürgermeister Linnemann, VHS-Leiter Germer und Studienrat Hallerstede, der Leiter der Sparte Theater in der Kulturgesellschaft, teil.
Herzlichen Dank sagte G. Dietz im Namen des "club 64", dem Hausherrn Werner Fischer und seiner Gattin, die sich sehr um die Ausstellung bemüht und die Räume kostenlos zur Verfügung gestellt haben. Nach einer Einleitung über Vorbereitungen zur Ausstellung und über das Wesen und das Ziel des jungen "club 64" ging der Club-Leiter auf die Ausstellung selbst ein.
Die blauen Pferde von Franz Marc hingen heute in kunstvoll gestalteten Kalendern in der Wohnküche, ebenso die Blumen von Emil Nolde. Breitwandfotographien aus der weiten Welt, vierbeinige Lieblinge in neckischen Posen oder die Pflanzen des
Blumenfreundes. Die Kalender sind zu kleinen Schaufenstern geworden, die eine ganze Menge über Geschmack und Neigungen ihres Besitzers verraten. Daß es sich lohnt, manches dieser Blätter rahmen zu lassen, das sieht man in dieser Ausstellung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt", erklärte G. Dietz.

Ausgefallenes wurde nicht oder nur sehr behutsam in der Kalender-Schau gezeigt. Absicht des Club war es, zuerst einmal Schönes und Vielgestaltiges im Kalenderschaufenster auszustellen. An den Wänden, in Glasvitrinen und auf einem großen Tisch sind Hunderte von Kalenderblättern ausgehängt. Man sieht Kupferstiche und Lithographien, Kostüme und Kurioses aus vielen Epochen. Tiere, Pflanzen und Atlasblätter sowie festliche Kalender für Kunstfreunde, in Themengruppen sortiert.

Meisterliche Kunstreproduktionen auf bestem Papier und in bestechendem Farbenglanz werden in der Ausstellung neben einfachen Gebrauchskalendern gezeigt. Auch Kalender aus dem Ausland sind nicht vergessen. Eine Vitrine wurde für die sakrale Kalenderkunst reserviert.

Clubleiter Dietz ging in seiner Eröffnungsrede kurz auf die Geschichte der Kalender ein: ."Das erste Kalender-Exemplar war das handgeschriebene Blatt. Die Buchdruckerkunst brachte den Aufschwung. Im 18. Jahrhundert entstanden die Taschenkalender. Kalenderautoren von Ruf waren Friedrich Schiller, der den „Calender für Damen" verfaßte, und Christoph von Grimmelshausen."

Er berichtete weiter, daß die Kalender schon sehr früh zu Quellen des Aberglaubens wurden. Neben der Bibel hätten sie vielfach die einzige Lektüre gebildet und seien neben dem hundertjährigen Kalender - der ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist - als eine Art Zeitung betrachtet worden.
Moralisten betrachteten die Kalender übrigens als eine Gefahr, vor der sie warnten. 1883 schufen sie als Gegenstück den Moralischen Hauskalender, der den vielversprechenden Untertitel trug "Neujahrsgeschenk für gute Söhne und Töchter aller Glaubensbekenntnisse".









RUNDSCHAU FÜR BECKUM UND AHLEN
AMTLICHES MITTEILUNGSBLATT FÜR DEN KREIS BECKUM Freitag 7. Januar 1966